"PRIVATE ROOM"
Im ursprünglichen Sinn bezeichnet Privatheit nach Hannah Arendt die Sphäre des Eigentums (nicht zu verwechseln mit Besitz), namentlich den eigenen Haushalt (im Sinne des Erwerbslebens, der Familie einschließlich aller Sklaven, Besitzes etc.) des freien Bürgers, welche den Bereich der Lebensnotwendigkeiten meint.
"DER MOMENT"
Mit dem Schließen der Haustür und dem Betreten des Raumes verlässt der Betrachter öffentliches Terrain und begibt sich in eine vermeintliche Privatsphäre. Ralph Ueltzhoeffer beschreibt den kurzen Moment zwischen Öffentlichkeit und Privatem. Durch die bloße Notwendigkeit der Darstellung als Fotografie wird der Betrachter immer außen vor bleiben und das Eindringen in private Räume als selbstverständlich erachten müssen. Sind diese Lebensnotwendigkeiten überwunden, kann er in die freie Sphäre der politischen Öffentlichkeit übergehen. Mit der Neuzeit verschwindet für Arendt die Grenzziehung zwischen den Sphären der Öffentlichkeit und der Privatheit mit dem Aufkommen der familienähnlich-ökonomisch strukturierten Gesellschaft, die zunehmend politische und private Topoi für sich beansprucht und sich insgesamt als alles umfassende Sphäre sieht. So sind z. B. Arbeit und Familie heute keineswegs nur noch „Privatsache“ und der ursprüngliche freie Politikdiskurs wird auf die Erreichung eines einzigen Gesellschaftsziels ausgerichtet, was aber wieder die diesem widersprüchlichen Idee einer Notwendigkeit miteinschließt.
Dr. Marion Seifert (2002)
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